Individualisierte Medizin braucht innovative Medizintechnik
Maßgeschneiderte, optimal verträgliche Implantate, Big Data für verbesserte Diagnosen und Therapien: Medizintechnik ermöglicht eine individualisierte Medizin, die sich konsequent am einzelnen Patienten orientiert. acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften beleuchtet in ihrer heute erschienenen Position „Individualisierte Medizin durch Medizintechnik“ das breite Anwendungsspektrum technischer Innovationen für die individualisierte Patientenversorgung und formuliert Handlungsempfehlungen an Politik, Wissenschaft und Wirtschaft.
Neues aus der internationalen Sinnesforschung zu Bändersynapsen
„Ribbon Synapses Symposium“ in Göttingen: Internationale Experten tauschen sich über die Funktion der genauesten Schaltstellen unseres Nervensystems aus. Montag, 11. September 2017, bis Dienstag, 12. September 2017, MPI für experimentelle Medizin, Hermann-Rein-Straße 3, Göttingen
(UMG/MPIem) Gleichgewicht, Hören, Sehen – bei all diesen Funktionen kommt es darauf an, Sinnesinformationen möglichst schnell, präzise und zuverlässig weiterzuleiten. Dazu verfügen Sinneszellen in der Netzhaut des Auges und im Innenohr über ganz besondere Kontaktstellen zu nachgeschalteten Nervenzellen:
Bild: Akustische Signale werden von Haarsinneszellen (magenta) im Innenohr abgenommen und die Schallinformation über Bändersynapsen an die Fortsätze von Nervenzellen (grün) zum Gehirn weitergeleitet. Bild-Quelle: Christian Vogl, Institut für Auditorische Neurowissenschaften, UMG
Wie Musik unsere Wahrnehmung von Berührung verändert
Viele CI-Träger lieben Musik, empfinden sie aber oft nicht mehr wie zu hörenden Zeiten. Inzwischen werden sogar Vibrationswesten entwickelt, die Musik erfühlbar machen sollen. Hierzu hat die CIV NRW News eine interessante Meldung des Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften gefunden, die ein neues Licht auf Thema Vibrationsübertragung von Musik wirft.
Musik berührt. Was bisher eher im übertragenen Sinne gemeint war, kann für bestimmte Musikstücke offenbar auch wörtlich genommen werden
In Brandenburg an der Havel startete heute offiziell der Pilotbetrieb für NotrufPlus, den bundesweit ersten barrierefreien Notruf für Menschen mit Behinderung (Gehörlose und blinde Menschen, Rollstuhlfahrer und Risikopatienten). Das NotrufPlus-System, bestehend aus einer kostenlosen NotrufPlus-App (iOS/Android) und dem entsprechenden NotrufPlus-Kommunikations-System in der Leitstelle der Feuerwehr, wurde von der Technischen Hochschule Brandenburg in Kooperation mit der BürgerServiceNetz UG (haftungsbeschränkt) und dem BürgerServiceNetz e.V. entwickelt und wird jetzt über sechs bis zwölf Monate getestet.
Weiterlesen: NotrufPlus - Barrierefreier Notruf für Menschen mit Behinderung
Forscher der Universitätsmedizin Göttingen und des Italienischen Instituts für Technologie entwickeln neues Verfahren für die Sinnesforschung: Aus den Reaktionen von Nervenzellen auf Sinnesreize lassen sich die Verschaltungen der Nervenzellen in einem Netzwerk sichtbar machen. Veröffentlicht im renommierten Wissenschaftsmagazin „Nature Communications“.
Die Entwicklung von Sinnesprothesen zum Sehen oder Hören ist ein Ziel von Sinnesforschung. Doch die Arbeit der Sinnesforscher war bisher erschwert, weil sie die natürlichen Verknüpfungen der Nervenzellen dafür nicht genau genug untersuchen können.
Weiterlesen: „Virtuelles Mikroskop“ für Sinnesforschung entwickelt
Ersatz für zerstörtes Gewebe aus dem 3D-Drucker gewinnt in der regenerativen Medizin zunehmend an Bedeutung. Die Qualitätskontrolle dieser Ersatzgewebe ist schwierig. Wissenschaftler aus Würzburg und Lübeck testen in einem neuen Forschungsprojekt potenzielle Techniken.
Neue Knorpel dank Biofabrikation
Neue Knorpel für Arthrose-Geschädigte, 3D-Modelle von menschlichem Gewebe oder Knochenersatz für Tumorpatienten – das alles ist durch neue 3D-Druck-Technologien individuell anpassbar. An die sogenannte Biofabrikation richten sich derzeit große Hoffnungen. Schon heute produzieren Spezialisten der regenerativen Medizin individualisierte Implantate und orthopädische Hilfsmittel.
Frühe Sprachentwicklung im Zeitraffer
Babys sind einer Vielzahl von Reizen ausgesetzt. Weil keine Situation der anderen gleicht, ist jede für sie eine völlig neue Erfahrung – so lange, bis das kindliche Gehirn Ordnung in die Flut der Reize bringt. Es muss die neuen Informationen im Langzeitgedächtnis speichern und ähnliche Erfahrungen in Kategorien verallgemeinern. Dafür scheint für die Babys vor allem eines entscheidend zu sein: Ausreichender Schlaf. Forscher des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig haben nun herausgefunden, dass es Babys im Schlaf sogar gelingt, Wörtern erstmals eine Bedeutung zu geben - und das deutlich früher, als bisher angenommen.
Bild: Nach einem Mittagsschlaf gelang es den Babys zuvor Gelerntes anzuwenden: Sie konnten erkennen, ob eine neue Zuser- und Bofel-Version richtig benannt wurde.
Internationale Konferenz zu Sprachdialogsystemen und Mensch-Maschine-Kommunikation in Saarbrücken
Wie lässt sich der Dialog mit Chatbots, den virtuellen Sprachassistenten, so verbessern, dass diese wie Menschen wirken? Wie kann man ironische Kommentare in sozialen Netzwerken automatisch erkennen? Und wie können Roboter noch besser mit Menschen kommunizieren? Mit diesen Fragen beschäftigen sich Computerlinguisten und Sprachtechnologen bei den beiden weltweit wichtigsten wissenschaftlichen Konferenzen zu Sprachdialogsystemen, der Sigdial und Semdial, die erstmals parallel vom 15. bis 17. August in Saarbrücken als „SaarDial“ stattfinden.
Neues Messinstrument schützt Frühgeborene vor Gehirnschädigungen
Ermutigende Ergebnisse zum Abschluss des Forschungsprojekts »BabyLux«: Ein neues optisches Diagnosesystem, das innerhalb von nur drei Jahren gemeinsam von neun Partnern aus vier europäischen Ländern entwickelt wurde, ist in der Lage, den Sauerstoffgehalt im Blut frühgeborener Babys nicht-invasiv und sicher zu bestimmen. Wird das Gerät nach weiteren klinischen Tests für den medizinischen Einsatz zugelassen, können Neugeborene damit vor schweren Schäden durch eine Sauerstoffunter- oder -überversorgung des Gehirns bewahrt werden.
Verblüffendes Forschungsergebnis
Fehlende Informationen werden im Gehirn vervollständigt – mit dem Ergebnis, dass uns die vervollständigte Wahrnehmung vertrauenswürdiger erscheint als die Wirklichkeit. Auf dieses verblüffende Resultat deuten Ergebnisse einer jetzt veröffentlichten Forschungsarbeit an der Universität Osnabrück hin: http://dx.doi.org/10.7554/eLife.21761 .
Dass unsere Wahrnehmung öfters mal nicht der Realität entspricht, weiß man schon länger, aber dass wir dies nicht nur unterbewusst hinnehmen sondern sie im Vergleich zu verlässlichen Informationen sogar bevorzugen – das war selbst für die Forscher der Studie überraschend, die sich dazu das Phänomen des Blinden Flecks im Auge zunutze gemacht haben.
Weiterlesen: Subjektiver Wahrnehmung wird mehr vertraut als der Wirklichkeit
Die neuronale Abstimmung im Gehör von Säugetieren, die niederfrequente Töne wahrnehmen, ist so genau und schnell, dass bei der Schallortung minimale zeitliche Unterschiede wahrgenommen werden. LMU-Forscher beschreiben nun eine strukturelle Besonderheit, die dabei eine entscheidende Rolle spielt.
Beim Hören leiten Nervenzellen akustische Information vom Innenohr zu den neuronalen Schaltkreisen im Gehirn. Dabei werden die von außen kommenden mechanischen Schwingungen in elektrische Impulse umgewandelt.
3,8 Mio. Euro für die Entwicklung neuer Forschungs- und Behandlungsmethoden
In Europa leiden rund 42 Millionen Menschen unter chronischem Tinnitus. Die störenden Ohrgeräusche führen bei vielen Betroffenen zu einer nachhaltigen Einschränkung ihrer Lebensqualität. Eine allgemein wirksame Behandlungsmethode für das sehr individuelle Krankheitsbild gibt es bisher nicht. Gleichzeitig wächst die Zahl der Betroffenen stetig, bis 2050 könnte sie sich bei gleichbleibender Entwicklung verdoppeln. Die Notwendigkeit, Tinnitus als Forschungsgegenstand voranzutreiben und interdisziplinär an neuen Konzepten und einer gemeinsamen Datenbasis zu arbeiten, ist groß.
Weiterlesen: EU fördert mit ESIT-Programm interdisziplinäre Tinnitus-Forschung
Ungefähr zu ihrem ersten Geburtstag sprechen Kinder das erste Wort. Viele alltägliche Wörter verstehen sie aber bereits ein halbes Jahr früher, wie die Forschung zur Sprachentwicklung belegt. In einer aktuellen Studie zeigen Entwicklungspsychologinnen der Universität Tübingen, dass Säuglinge bereits mit drei Monaten gesprochene Wörter in Silbenbetonung und Silbenlaute zerlegen. Scheinbar können sie diese verschiedenen Pfade der Verarbeitung gesprochener Sprache aber erst am Ende des ersten Lebensjahres zusammenführen. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Developmental Science“ veröffentlicht.
Weiterlesen: Neue Erkenntnisse zum Spracherwerb von Säuglingen
- „Sprechen transportiert mehr als nur Worte“
- Roboter hören wie der Mensch
- Verständliche Sprache trotz lauter Umgebung
- Operationssystem RoboJig™
- Internationale Standards für Hörgeräteversorgung
- „Schalter“ für Weitergabe von Sinnesreizen ins Bewusste
- Wie unsere Stimme Beziehungen und Vertrauen schafft
- Ernst Jung-Preis für Medizin 2017 für Göttinger Hörforscher Prof. Tobias Moser
- Zu wenig Otoferlin macht das Hören „müde“ – auch bei Sport und bei Fieber
- 500.000 Euro für Inklusion und Barrierefreiheit