Schwerhörigen Menschen einen besseren Musikgenuss verschaffen – das ist das langfristige Ziel des Oldenburger Hörforschers Dr. Kai Siedenburg. Für seine außerordentliche Forschung erhält er jetzt ein Freigeist-Fellowship der VolkswagenStiftung. Rund 1,1 Millionen Euro stehen dem Nachwuchswissenschaftler, der am Department für Medizinische Physik und Akustik der Universität Oldenburg forscht, in den nächsten fünf Jahren zur Verfügung, um seine wissenschaftliche Arbeit voranzutreiben und eine Nachwuchsgruppe aufzubauen. Siedenburg ist einer von neun Nachwuchswissenschaftlern, die in diesem Jahr ein solches Fellowship erhalten.
Bild: Kai Siedenburg, Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg
Weiterlesen: Oldenburger Hörforscher erhält renommiertes Freigeist-Fellowship der Volkswagenstiftung
TU Dresden-Neurowissenschaftler präsentieren neue Ergebnisse zur Spracherkennung bei Menschen
In einer neuen Studie zeigt ein Team von Neurowissenschaftlern der TU Dresden erstmals, dass bei Menschen Spracherkennung bereits in den Leitungsbahnen vom Ohr zur Großhirnrinde beginnt und nicht, wie bisher angenommen, ausschließlich in der Großhirnrinde selbst.
In vielen Haushalten sind Sprachassistenten heute nicht mehr wegzudenken – sie schalten Geräte ein oder aus, berichten über die Nachrichten aus der ganzen Welt oder wissen, wie das Wetter morgen wird. Die Spracherkennung dieser Systeme basiert zumeist auf maschinellem Lernen, einem Teilgebiet der künstlichen Intelligenz.
Bild: Darstellung des medialen Kniehöckers im Gehirn von menschlichen Testpersonen. Copyright: Mihai et al. 2019, CC-BY license
„Besseres Hören für Jedermann“ – mit dieser Idee überzeugte Dr. Jan Rennies-Hochmuth die Kommission des Klaus Tschira (KT) Boost Funds. Neben elf weiteren Nachwuchswissenschaftlern wird Rennies-Hochmuth nun für zwei Jahre vom KT Boost Fund finanziell und durch den Austausch innerhalb eines weitreichenden Experten-Netzwerks auch fachlich unterstützt. Der Oldenburger Hörforscher und Gruppenleiter am Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT setzt da an, wo die menschliche Sprachkommunikation durch Lärm, Nachhall und Hörverlust beeinträchtigt wird.
Bild: Der Oldenburger Hörforscher und Gruppenleiter am Fraunhofer IDMT Dr. Jan Rennies-Hochmuth erhält den Klaus Tschira Boost Fund. Foto: Fraunhofer IDMT / Hannes Kalter.
Weiterlesen: Oldenburger Hörexperte Dr. Jan Rennies-Hochmuth erhält Klaus Tschira Boost Fund
Lia Jannasch, ehemalige Studierende im ausbildungsitegrierenden Studiengang Logopädie (B. Sc.), veröffentlicht Fachartikel um logopädische Therapieforschung auch im CI-Bereich zu etablieren.
Taubheit bestimmt und verändert das Leben. Von einer prälingualen Taubheit spricht man, wenn eine Person vor dem Spracherwerb taub wird oder gehörlos geboren wird. Solchen Menschen kann mithilfe sogeannter Cochlea-Implantaten geholfen werden. Dabei handelt es sich um eine Hörprothese für Gehörlose, deren Hörnerv noch funktionsfähig ist. Ein solches Implantat besteht aus einem äußeren Soundprozessor und dem inneren Cochlea-Implantat, das hinter dem Ohr direkt unter der Haut sitzt und chirurgisch in die Hörschnecke im Innenohr gelegt wird.
Bild: Lia Jannasch - Foto: Privat
Weiterlesen: Ertaubten Menschen ein höheres Maß an Verständlichkeit ermöglichen
Dr. Manuela Nowotny hat seit kurzem die Professur für Tierphysiologie an der Universität Jena inne. Nowotny untersucht Laubheuschrecken, deren Hörapparat nach den gleichen Prinzipien arbeitet wie der menschliche, aber viel einfacher strukturiert ist. Außerdem möchte sie in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Jena einen Test für Tinnitus entwickeln – ein Vorhaben, das auf ihrem Promotionsthema zur Innenohrmechanik von Säugetieren aufbaut.
Laubheuschrecken hören mit den Vorderbeinen. Genauer gesagt: Die Ohren der Tiere befinden sich unterhalb des „Knies“ in den Vorderbeinen. Dennoch hören die Heuschrecken nach dem gleichen mechanischen Prinzip wie Menschen. „Die Aufnahme des Schalls und das Weiterleiten zur Reizverarbeitung sind bei den Heuschrecken nicht viel anders als bei uns“, sagt Dr. Manuela Nowotny. Die Jenenserin hat seit kurzem die Professur für Tierphysiologie an der Universität Jena inne.
Bild: Manuela Nowotny, Foto: Anne Günther/FSU
Die „Kleine Fächer-Wochen“ sind gestartet, initiiert von der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Die Musiktherapie ist eines von 17 Fächern, die im nächsten Wintersemester unterstützt werden.
Die gesellschaftliche und kulturelle Relevanz von Musiktherapie zeigen und gemeinsame Potenziale heben: Mit diesem Ziel haben sich die insgesamt sechs Hochschulen in Deutschland zusammengeschlossen, an denen zu Musiktherapie geforscht und gelehrt wird, darunter auch die SRH Hochschule Heidelberg. Das Hochschulkonsortium erhält dafür rund 60.000 Euro im Rahmen der vom BMBF geförderten „Kleine Fächer-Wochen“. Neben der SRH Hochschule Heidelberg sind die folgenden Hochschulstandorte Teil des Verbundprojekts: die Universität Augsburg, die Universität der Künste Berlin, die Theologische Hochschule Friedensau, die Hochschule für Musik und Theater Hamburg sowie die Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt.
Bild: Musiktherapie bereichert die deutsche Hochschullandschaft sei 40 Jahren. SRH Hochschule Heidelberg
Weiterlesen: Musiktherapie: kleines Fach mit großem Potenzial
EU-Projekt BRIGHTER entwickelt 3D-Biodrucksystem mit neuartiger Lichtscheiben-Lithographie
FRANKFURT. Organe künstlich zu erzeugen, ist ein hochaktuelles Forschungsthema. Künstliche Organe werden in naher Zukunft den Mangel an Organspenden ausgleichen und Tierversuche ersetzen. Zwar gibt es bereits vielversprechende Versuche mit 3D-Druckern, die eine „Bio-Tinte“ lebender Zellen verwendet, aber ein funktionsfähiges Organ ist so noch nie entstanden. Eine von Elena Martinez (IBEC, Barcelona) initiierte europäische Forschergruppe unter Beteiligung der Goethe-Universität geht jetzt neue Wege. Sie entwickelt ein Lithographie-Verfahren, das auf spezielle Hydrogele setzt, die mit lebenden Zellen versetzt sind.
Bildtext: Ein Hydrogel aus lebenden Zellen und lichtempfindlichen Molekülen wird in einer dünnen Schicht mit Laserlicht beleuchtet (grüner Strahl). Dadurch entstehen 3D-Mikrostrukturen, die Gewebe und seine Funktion nachbilden. Das verbleibende Hydrogel wird nach dem Druckprozess ausgewaschen.
Bild: F. Pampaloni, BRIGHTER, 2019
Hören, Sehen, Tasten – unser Gehirn erfasst ganz verschiedene Sinnesreize und verknüpft sie miteinander. Dabei hat das Gehirn eine Art eingebaute Filterfunktion: Kombiniert werden Sinneseindrücke nur dann, wenn es für die aktuelle Aufgabe erforderlich und sinnvoll ist. Diese Flexibilität der Wahrnehmung haben Forschende der Universität Bielefeld, der University of Oxford (Großbritannien) und der Aix-Marseille Université (Frankreich) untersucht. Ihre Studie erschien gestern (29.04.2019) in der Zeitschrift „Neuron“.
Bild: Illustration der Verarbeitung von Sinnesreizen im Gehirn: Flexibilität wird erst auf einer höheren Verarbeitungsstufe verortet (rot). Foto: Universität Bielefeld, C. Kayser
Forscher der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und des Deutschen Primatenzentrums – Leibniz-Institut für Primatenforschung (DPZ) zeigen verbesserte Frequenzauflösung künstlichen Hörens durch optische Stimulation des Innenohrs.
Musik genießen, Melodien erkennen oder das Zuhören in einer Umgebung mit vielen Hintergrundgeräuschen – das ist immer noch schwierig für Menschen, die beim Hören auf Hörprothesen, so genannte Cochlea-Implantate, angewiesen sind. Göttinger Hörforscher konnten jetzt nachweisen, dass sich die Qualität des künstlichen Hörens maßgeblich verbessern ließe, wenn die Hörbahn mittels Licht statt mit elektrischem Strom stimuliert wird.
Bild: Rekonstruktion des Innenohrs einer Mongolischen Wüstenrennmaus mit der Hörschnecke und Gleichgewichtsorganen
Carlos Duque-Afonso, Institut für Auditorische Neurowissenschaften/umg
Weiterlesen: Wie künstliches Hören durch Licht natürlicher werden könnte
Barrierefreie Kommunikation: Erste große Untertitel-Studie mit Kindern im deutschsprachigen Raum
Forschungsergebnisse zu Untertiteln im Kinderfernsehen und Empfehlungen für die Untertitelproduktion: Wissenschaftlerinnen der Universität Hildesheim haben erstmals in Deutschland umfassend untersucht, wie Kinder Untertitel in Kindermedien verstehen und wie sich Untertitel verbessern lassen. An der zweijährigen Studie haben 250 Kinder teilgenommen. Der Kinderkanal von ARD und ZDF, der MDR und der NDR waren Kooperationspartner und der Deutsche Gehörlosenbund hat das Projekt unterstützt. Nun liegen die Ergebnisse vor.
Bild: Barriefreie Kommunikation: Die Wissenschaftlerinnen Professorin Nathalie Mälzer und Maria Wünsche von der Uni Hildesheim legen Forschungsergebnisse zu Untertiteln im Kinderfernsehen vor. Foto: Isa Lange/Uni Hildesheim
Weiterlesen: Erste große Untertitel-Studie mit Kindern im deutschsprachigen Raum
Die Richtung einer Schallquelle identifizieren zu können ist für die meisten Tiere überlebenswichtig. Um ein Geräuschquelle zu orten, wird die Zeitdifferenz, mit der die Schallwellen das linke und das rechte Ohr erreichen, im Gehirn verarbeitet und ausgewertet. Die verwendeten Mechanismen unterscheiden sich allerdings.
Professor Schambach erhält rund zwei Millionen Euro von der Europäischen Union für das Projekt „iHEAR“/ Neue Gentherapie soll Kinder und Erwachsene vor Taubheit schützen
Hohe Auszeichnung für einen Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH): Professor Dr. Dr. Axel Schambach hat von der Europäischen Union die sehr begehrte Auszeichnung „Consolidator Grant“ des Europäischen Forschungsrates „European Research Council“ (ERC) erhalten. Damit verbunden ist eine Förderung seiner Wissenschaft in Höhe von rund zwei Millionen Euro für die kommenden fünf Jahre.
Der Leiter des MHH-Instituts für Experimentelle Hämatologie nutzt die Förderung für das Projekt „iHEAR“, dessen langfristiges Ziel es ist, Kinder und Erwachsene vor Taubheit zu schützen.
Bild: Professorin Dr. Hildegard Büning, Privatdozent Dr. Michael Morgan, Professor Dr. Dr. Axel Schambach, Dr. Juliane Schott und Privatdozentin Dr. Athanasia Warnecke (von links) Foto: MHH/Kaiser
Weiterlesen: MHH-Forscher wollen Taubheit mit Gentherapie heilen
Studienergebnisse von Heidelberger Forschern bestätigen, dass die Behandlung durch Neuro-Musiktherapie auch im Akutstadium eines Tinnitus Erfolg verspricht.
Tinnitus ist die Wahrnehmung eines störenden Tones oder eines unangenehmen Rauschens ohne äußere Schallquelle. Von einem akuten Tinnitus spricht man, wenn der Tinnitus noch nicht länger als drei Monate besteht. Ohrgeräusche gehören mittlerweile zu den häufigsten Symptomen im HNO-medizinischen Bereich.
Für die Behandlung des akuten Tinnitus gibt es derzeit nur wenige wissenschaftlich überprüfte Therapiemöglichkeiten.
- Mit Licht hören: Optogenetische Cochlea-Implantate bieten neue Möglichkeiten
- Können Hörgerät und Cochlea-Implantat vor geistigem Abbau im Alter schützen?
- Inklusion in Kitas
- Wie klingt Bochum?
- Kundenkommunikation leicht gemacht
- Inklusion: Zwischen Teilhabe und Leistungsdenken
- Gentherapie macht taube Mäuse hörend
- Den Gesang aus der Musik heraushören
- Wie Hirnregionen einander zuhören
- MRT bei aktiven Implantaten:
