Blockseminar in Düsseldorf, SeminarraumVom 23. bis 25. September 2025 öffnete die Universitätsklinik Düsseldorf ihr Hörzentrum für ein außergewöhnliches Blockseminar: „Awareness Hörbeeinträchtigung – Alltag, Herausforderungen und Lösungen“. Die Teilnehmenden waren Studierende der Medizin, Biologie, Chemie, Psychologie und Politikwissenschaft. Das Seminar hatte zum Ziel, das Bewusstsein und Verständnis für Menschen mit Hörbeeinträchtigung und Cochlea-Implantat (CI)-Versorgung in der Gesellschaft zu fördern. Die Studierenden sollten die technischen, medizinischen und psychosozialen Aspekte von Hörbeeinträchtigungen durch CIs kennenlernen, Herausforderungen identifizieren und Handlungsstrategien zur Inklusion entwickeln.

Bild: Universitätsklinik Düsseldorf

Didaktisch setzte das Team auf „Service Learning“: Lernen geschieht an einem realen Bedarf der Community und verbindet universitäre Theorie mit gemeinnützigem Engagement. Die Studierenden arbeiteten außerdem mit externen Partner*innen zusammen, u. a. der HHU-Beratungsstelle für Studierende mit Behinderung, dem Integrationsfachdienst und dem CI-Café Düsseldorf (Selbsthilfegruppe). Entwickelt wurden konkrete Ansätze, wie Sensibilisierungsbeiträge für Social Media. So wird aus Wissen Handeln und aus Kontakt Begegnung auf Augenhöhe.

Das Seminar war bewusst als Blockseminar über drei Tage aufgebaut. Tag 1 vermittelte Grundlagen zu Hörstörungen, Hördiagnostik und dem Funktionsprinzip des CIs. An Tag 2 wechselte der Fokus hin zu Alltag und Teilhabe: Neben der fachlichen Wissensvermittlung stand auch die gesellschaftliche Dimension im Mittelpunkt. Vorträge aus den Disability Studies (Prof.in. Carla Wesselmann) und der Pädagogik (Prof.in. Karolin Schäfer | Dr.in. Katharina Urbann) regten dazu an, nicht die Hörbeeinträchtigung selbst, sondern gesellschaftliche Strukturen kritisch zu hinterfragen, die Teilhabe erschweren. Tag 3 gehörte dem direkten Austausch mit der Selbsthilfe (Silke Pullen vom CI-Café Düsseldorf und Silke Veer – beide Patientinnen im Hörzentrum Düsseldorf) und einer angeleiteten Selbsterfahrung im Störschall, bevor die Gruppen ihre Sensibilisierungsideen vorstellten. Dieses didaktische Vorgehen (vom Wissen zur Begegnung zur Handlung) prägte die drei kompakten Tage.

Die Studierenden lernten nicht nur die medizinisch-technischen Grundlagen der Cochlea-Implantat-(CI)-Versorgung kennen. Vor allem begegneten sie Menschen, die mit Hörbeeinträchtigung leben, und erfuhren aus erster Hand, was Teilhabe im Alltag bedeutet.

Was dieses Seminar so wirksam machte, spiegelt sich in den Worten der Teilnehmenden wieder. Ein Student der Medizin äußerte sich beispielsweise folgendermaßen: „Wir sprachen darüber, dass Menschen mit Hörbeeinträchtigung oft als Randgruppe wahrgenommen werden und unter Audismus – also Vorurteilen und Diskriminierung aufgrund fehlenden Hörvermögens – leiden. Viele Hörende empfinden sich unbewusst als überlegen. In der Gesellschaft fehlt häufig das Verständnis: Auch mit Hörgeräten oder Cochlea-Implantaten ist das Gehör nicht „ersetzt“ – Betroffene hören weiterhin schlechter und müssen sich in vielen Situationen besonders anstrengen.“.

Eine Studentin ergänzte dazu: „Hörbeeinträchtigungen betreffen weit mehr als das Hören selbst. Sie greifen in Bildung, Beruf, soziale Teilhabe und Selbstbestimmung ein. Gleichzeitig haben wir gelernt, wie bedeutsam technische Versorgung, wie etwa das Cochlea-Implantat, aber auch gesellschaftliche Sensibilisierung und strukturelle Barrierefreiheit sind. Was bleibt, ist ein Perspektivwechsel – beruflich wie privat. Als angehende Ärzt:innen und Wissenschaftler:innen nehmen wir aus dem Seminar ein Bewusstsein für diese unsichtbare Beeinträchtigung mit, für ihre Bedürfnisse, Grenzen, aber auch für Stärken und Fähigkeiten der Menschen mit Hörminderung – trotz oder sogar gerade wegen ihrer Einschränkung. Und wir nehmen mit, dass echte Inklusion nicht nur eine Frage von Technik, sondern vor allem von Haltung ist.“.

Die Rückmeldungen unterstreichen den Nutzen und die Notwendigkeit dieses Lehrkonzeptes. Nahezu alle Teilnehmenden bewerteten die Inhalte als sehr verständlich, rund 90 % als interessant, etwa 85 % fühlten sich motiviert, ihr Wissen weiter zu vertiefen. Besonders positiv fiel die Mischung aus Fachinput, Praxis und Betroffenenperspektive auf; der respektvolle Umgang in der Gruppe wurde vielfach hervorgehoben. Für die Versorgungspraxis bedeutet das: Künftige Fachkräfte bringen ein geschärftes Verständnis für Kommunikation, Nachsorge und Umfeldgestaltung bei Hörstörungen und CI-Versorgung mit – ein Plus für Rehabilitation, Ambulanzen und Beratungsstellen.

Gefördert wurde das Seminar von der BürgerUni der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Geleitet und geplant wurde das Projekt von Prof. Dr. med. Thomas Klenzner (Leiter des Hörzentrums Düsseldorf) gemeinsam mit Susann Thyson, Wiebke van Treeck, Dorothee Schatton und Maika Werminghaus (alle  wissenschaftliche Mitarbeiterinnen des Hörzentrums).
Susann Thyson, Universitätsklinikum Düsseldorf

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