Studie zeigt möglichen Zusammenhang zwischen genetisch bedingter Störung des Gehörs und Autismus
Eine Ursache für eine genetische Autismus-Spektrum-Störung liegt im Defekt eines Gens namens Cacna2d3. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten des Saarlandes und Ulm konnten nun nachweisen, dass für die Kommunikation wichtige Schallsignale, die vom Innenohr in elektrische Signale gewandelt werden und von dort über den Hörnerv ins Gehirn weitergeleitet werden, nicht mehr richtig verarbeitet werden können, wenn dieses Gen defekt ist. Verliert Cacna2d3 seine Funktion, könnten daher bei autistischen Patienten ähnliche Verarbeitungsstörungen auftreten, wie sie in den Experimenten der Forscher messbar waren. Die Studie wurde im Fachjournal „eNeuro“ veröffentlicht.
Bild: Prof. Dr. Jutta Engel (l.) und PD Dr. Simone Kurt. Universität des Saarlandes/Thorsten Mohr
Auf der Google I/O stellte Google eine Brille vor, die Sprache in Text umwandelt und als Untertitel in die Brille einblendet. Google bezeichnet die Brille und deren Technik ausdrücklich als frühen Prototypen, womit also nicht sicher ist, ob dieser wirklich die Marktreife erreicht.
Ziel ist eine Brille, die hört, was das Gegenüber sagt, erkennt das Gesagte, und setzt es – für Schwerhörige und Gehörlose – direkt in Untertitel um, die nur für den Brillenträger sichtbar eingeblendet werden. Die Aufgabe erledigt ein Minicomputer, der sich in der Brille befindet.
Bild: Screenshot aus einem PR-Video für den Prototypen einer Simultandolmetschbrille, den Sundar Pichai auf der Google I/O 2022 vorgestellt hat. (Bild: Google/Screenshot)
Oldenburger Forscherinnen haben den Code entdeckt, mit dem ähnlich klingende Laute, die im Alltag schnell missverstanden werden, bei Mongolischen Wüstenrennmäusen in Nervenreize umgewandelt werden. Das könnte ein vielversprechender Ansatz für die komplexe Suche nach der Ursache für Altersschwerhörigkeit sein.
Auf der komplexen Suche nach der Ursache für Altersschwerhörigkeit haben Forschende der Universität Oldenburg einen vielversprechenden Ansatz entdeckt. Sie haben den Code entschlüsselt, mit dem bestimmte Laute vom Ohr ans Gehirn übermittelt werden. Das berichten sie im Fachmagazin eNeuro. Mit diesem Wissen und weiteren Versuchen wollen sie künftig herausfinden, ob und wie sich dieser Code im Alter verändert.
Experte für Hörprothetik erhält renommierten ERC-Förderpreis der Europäischen Union
Etwa 15 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Hörstörungen. Bei Älteren ist Schwerhörigkeit die am häufigsten eingeschränkte Sinneswahrnehmung. Doch bereits Kinder und sogar Neugeborene können unter Hörverlusten leiden, etwa einer Innenohrtaubheit. Dann werden akustische Signale nicht an den Hörnerv weitergeleitet. In diesem Fall können Innenohrprothesen – sogenannte Cochlea-Implantate (CI) – helfen. Sie stimulieren den Hörnerv mit Hilfe von Elektroden. Sowohl bei älteren als auch bei ganz jungen Patientinnen und Patienten kann aber noch ein Resthörvermögen vorliegen, vor allem im Bereich der tiefen Töne.
Bild: Mit einer EEG-Haube misst Professor Dr. Waldo Nogueira Vazquez die akustischen und elektrischen Signale bei der Hörverarbeitung im Gehirn. Foto: Karin Kaiser/MHH
Weißbüschelaffen lösen Hörtests am Touchscreen
Neues vom optischen Cochlea-Implantat
Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind mehr als fünf Prozent der Weltbevölkerung von Schwerhörigkeit und Taubheit betroffen, die meist durch den Verlust von Haarzellen im Ohr verursacht werden. Für die künftige Behandlung setzen Forschende auf Optogenetik, eine gentechnische Methode, mit der sie die Hörnervenzellen der Betroffenen lichtempfindlich machen wollen. Die am Göttingen Campus entwickelten optischen Cochlea-Implantate, die die Schallwellen in Licht anstatt in Strom umwandeln, könnten ein deutlich differenzierteres Lautspektrum vermitteln und so einen Höreindruck ermöglichen, der dem natürlichen Hören sehr viel näher kommt als dies bei bisherigen Cochlea-Implantaten der Fall ist.
Bild: Mit diesem am Käfig angebrachten Gerät können mit Weißbüschelaffen automatische, unbeobachtete Hörtrainings und Hörtests direkt im eigenen Käfig durchgeführt werden. Der Drahttunnel stellt sicher, dass jeweils nur ein Tier an den Tests teilnimmt. Karin Tilch
Menschen sind sehr gut darin, Sprache auch unter schwierigen Bedingungen zu verstehen. Doch gerade für schwerhörige Menschen machen laute Hintergundgeräusche es sehr schwierig, einem Sprecher zu folgen. Hörgeräte helfen dabei kaum, da sie es derzeit noch nicht ausreichend schaffen, Hintergrundgeräusche herauszufiltern. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) entwickeln eine Methode, die Menschen hilft Sprache trotz Hintergrundrauschen besser zu verstehen. Die Ergebnisse der Studie wurden im Wissenschaftsjournal PNAS veröffentlicht*.
Laut einer neuen Studie haben Cochlea-Implantate große wirtschaftliche Vorteile für die Gesellschaft.
Eine niederländische Studie hat gezeigt, dass Cochlea-Implantate (CIs) eine wirtschaftlich sinnvolle Investierung sind und daher einen klaren Vorteil für die Patienten und die Gesellschaft mit sich bringen.
Im Rahmen der Studie stellten die Forscher fest, dass die durch das Cochlea-Implantat erhöhten Gesundheitskosten durch den Gesamtwert der Gesundheitsvorteile für die Patienten sowie durch die Ersparnisse bei den Kosten für die Ausbildung und Produktivität der Betroffenen mehr als nur erstattet wurden.
Am 31. Januar 2022 wird die Verordnung über klinische Studien (Clinical Trials Regulation, CTR) in Kraft treten, mit der die Verfahren für die Einreichung, Bewertung und Überwachung klinischer Studien in der Europäischen Union (EU) harmonisiert werden. Das Rückgrat der Änderungen, die die CTR mit sich bringt, ist das neue Clinical Trials Information System (CTIS). CTIS ist eine zentrale Anlaufstelle für Sponsoren und Aufsichtsbehörden für die Einreichung und Bewertung von Daten zu klinischen Studien, die auch eine öffentlich durchsuchbare Datenbank für Angehörige der Gesundheitsberufe, Patienten und die breite Öffentlichkeit umfasst.
Bild: CIV NRW, Forschung in Göttingen, Foto: Peter Hölterhoff
WWU-Mediziner erforschen den Einsatz von Online-Therapien bei Kindern
Einzelsitzungen in Präsenz sind bis heute die Norm bei Sprachtherapien. Auch Krankenkassen übernehmen Online-Angebote nur bedingt. Das Team um Prof. Katrin Neumann der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster erforscht im Projekt THEON die Wirksamkeit von Online-Therapien für Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen. Dafür erhielt die Arbeitsgruppe vom Gemeinsamen Bundesausschuss eine Förderung in Höhe von 1,3 Millionen Euro.
Bild: Zusammen mit ihrer Mutter absolviert Maria die Online-Sprachübung vor dem PC-Bildschirm mit kreativen Spielmaterialien. Foto: L. Jeremies, WWU - L. Jeremies
Dass ein Gesprächspartner schlechter zu verstehen ist, wenn er eine Gesichtsmaske trägt, hat vornehmlich visuelle Gründe. Sie fallen stärker ins Gewicht als die von den Masken verursachte akustische Dämmung.
Dass wir unser Gegenüber schlechter verstehen, wenn es eine Gesichtsmaske trägt, liegt in erster Linie daran, dass wir ihm nicht auf den Mund schauen können. Das haben Hörforscherinnen und Hörforscher der Universitätsmedizin Oldenburg herausgefunden. Sie zeigen damit: Nicht nur Menschen mit eingeschränktem Hörvermögen, sondern auch ein Großteil der anderen profitiert im Alltag unbewusst vom Lippenlesen.
Unser Gehirn besteht aus einer rechten und einer linken Hälfte. Beide Hemisphären haben unterschiedliche Aufgaben und Funktionen beim Wahrnehmen und Lernen. Forschende am Leibniz-Institut für Neurobiologie (LIN) Magdeburg, dem Deutschen Primatenzentrum (DPZ) in Göttingen und der Otto-von-Guericke-Universität (OVGU) Magdeburg haben in einer aktuellen Studie mit Mongolischen Wüstenrennmäusen gezeigt, wie beide Gehirnhälften beim Erlernen akustischer Reize zusammenarbeiten. Die Erkenntnisse, die im Journal of Neuroscience veröffentlicht wurden, könnten zu neuen Therapiemöglichkeiten bei Menschen mit Störungen in der interhemisphärischen Kommunikation führen.
Bild: Aufgrund ihres dem Menschen ähnlichen Hörvermögens ist die Mongolische Wüstenrennmaus (Meriones unguiculatus) ein wichtiges Tiermodell in der Hörforschung. Foto:Eike Budinger, LIN
Cochlea-Implantate können Menschen mit Hörverminderung dabei helfen, akustische Reize wahrzunehmen. Anders als Hörgeräte, die meist nur die Lautstärke von Geräuschen verstärken, regen die elektronischen Prothesen direkt den Hörnerv an. Doch lassen sich mit diesen Implantaten auch „Zwischentöne“ in der Kommunikation registrieren? Denn bei der Wahrnehmung von gesprochenen Inhalten, etwa wenn man sich mit einem Menschen unterhält, geht es häufig nicht nur darum, was gesagt wird, sondern wie es gesagt wird. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena sind dieser Frage nachgegangen und haben nun im Rahmen einer umfangreichen Studie festgestellt, dass die Wahrnehmung von sogenannten stimmlichen Emotionen bei Trägerinnen und Trägern von Cochlea-Implantaten deutlich vermindert ist. Über ihre Forschungsergebnisse berichten sie in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals „Ear and Hearing“.
Bild: Doktorandin Celina von Eiff befestigt Elektroden an einer Kappe, die der Proband Lucas Riedel während einer EEG-Studie mit Cochlea-Implantaten an der Universität Jena trägt.
• Freiburger Forscher*innen entwickeln Sensorfunktion für Elektroden des Innenohr-Implantats
• Grundlage für verbesserte Überprüfung von Lebensdauer und Funktionalität des Implantats
Bildbeispiel eines Implantates mit Elektroden: Cochlear™ Nucleus® Profile Plus mit Slim Straight Elektrode, Cochlear Ltd.
Das Cochlea-Implantat (CI) ist die erfolgreichste Neuroprothese weltweit. Dank der direkten Stimulation des Hörnervs ermöglicht es mehr als einer halben Million Menschen weltweit das Hören, obwohl die Betroffenen ertaubt oder taub geboren sind. In enger Zusammenarbeit haben Forscher*innen der Medizinischen Fakultät und der Technischen Fakultät der Universität Freiburg eine Methode entwickelt, mit der die Stimulationselektroden gebräuchlicher CIs in elektrochemische Sensoren umgewandelt werden können.